Baustelleninformation von der Holding Graz

Veröffentlichungsdatum07.08.2025Lesedauer4 MinutenKategorienallgemeine News
Kläranlage

Graz baut aus!

Die Kläranlage der Stadt Graz wird in einem Großprojekt ausgebaut

 

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Das Bevölkerungswachstum in der „Metropole“ Graz und Graz Umgebung ist das größte aller österreichischen Bezirke. Diese Entwicklung, gepaart mit den zahlreichen digitalen Änderungen in der Technik und neue Anforderungen aus der europäischen kommunalen Wasserrahmenrichtlinie sind eine Mischung, die in den nächsten Jahren zahlreiche Herausforderungen für die Grazer Kläranlage mit sich bringt. Nach dem letzten Ausbau der Kläranlage 2001 sind die damals berücksichtigten Reserven mittlerweile aufgebraucht und es gilt die Kläranlage wiederum anzupassen, um eine gesicherte Abwasserreinigung zu gewährleisten. 

 

Leistungsfähigkeit der Kläranlage ist erreicht

Schon seit geraumer Zeit wächst die Bevölkerung im Einzugsgebiet der Grazer Kläranlage konstant. Mittlerweile wurde die magische Zahl von 300.000 Einwohner in Graz 2022 durchbrochen. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, weil die Lebensqualität in Graz offenbar geschätzt wird, andererseits fordert diese Entwicklung aber auch die städtische Infrastruktur massiv heraus. Auch im Betrieb der Grazer Kläranlage in Gössendorf spiegelt sich diese Entwicklung wider. Mittlerweile ist nämlich die Leistungsfähigkeit der Abwasserreinigung erreicht – es gibt keine Reserven mehr für zukünftige Entwicklungen - und die Kläranlage muss dringend erweitert werden.

Projektumfang 

Um einer zukünftigen weiteren Bevölkerungsentwicklung und den gesetzlichen Anforderungen der Abwasserreinigung zu entsprechen, wird die Kläranlage in den kommenden Jahren daher in einem Großprojekt von derzeit 500.000 EW auf 815.000 EW erweitert. Dazu wird im Wesentlichen ein zusätzliches Belebungsbecken mit einem Volumen von ca. 32.000 m³ errichtet. Um technische und finanzielle Synergien nutzen zu können, werden dabei „nebenbei“ auch etliche Pumpen, Maschinen und Aggregate, die seit fast zwei Jahrzehnten rund um die Uhr im Einsatz stehen, ausgetauscht bzw. an den Stand der Technik gebracht.

Das Projekt wurde im Zuge eines UVP-Verfahrens geprüft und genehmigt. Ein besonderes Augenmerk wird auf die zukünftige Reinigungsleistung der Kläranlage gelegt, um die Wasserqualität der Mur weiterhin gewährleisten zu können. Ein wichtiger Schwerpunkt ist außerdem die energetische Optimierung der Kläranlage, mit dem Ziel klimaschädliches COauf ein Minimum zu reduzieren. Moderne Biofilter verbessern die Abluftsituation im Bereich des Rechenhauses bzw. der Klärschlammübergabe und sind wichtige Maßnahmen für die Gössendorfer Bevölkerung.

Neue Vorschriften aus der europäischen kommunalen Abwasserrichtlinie

Zeitgleich - während der Projektentwicklung - wurde auf europäischer Ebene 2024 die Wasserrahmenrichtlinie der EU überarbeitet, worin zahlreiche neue Ziele festgelegt bzw. bestehende Parameter der Abwasserreinigung verschärft wurden.  Zwar sind diese Ziele mittel- bzw. langfristig angelegt und sie bedürfen zudem noch einer Umsetzung auf nationaler Ebene bis 2027, aber im Projekt wurden diese Ziele dennoch bereits jetzt bestmöglich mitberücksichtigt bzw. mitbedacht. Das betrifft vor allem die Vorgaben zur Mischwasserbewirtschaftung, die weitere Entfernung von Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser sowie die Installation einer zusätzlichen Behandlung zur Entfernung von Mikroverunreinigungen und Mikroplastik (4. Reinigungsstufe).

 

Zusammenfassende wesentliche Projektziele

·         gesicherte Abwasserreinigung im Großraum Graz für die nächsten Jahrzehnte, gesetzeskonform und nach dem Stand der Technik

·         gesicherte Mischwasserbewirtschaftung nach dem Stand der Technik und den Vorgaben der neuen EU-Abwasserrichtlinie

·         Verbesserung der energetischen Situation

o   Vergrößerung der Klärgasspeicher und Erhöhung des Autarkiegrades auf > 90%  

o   Reduktion des jährlichen CO2 – Ausstoßes um rd. 900 Tonnen

o   Nutzung des Potenzials für Fotovoltaik 

·         Maßnahmen zur Blackout-Sicherheit durch Notstromversorgungen

·         technische, räumliche und energetische Mitberücksichtigung der Vorgaben aus der neuen kommunalen Abwasserrichtlinie.

  

Abb.1: Anlagenüberblick, Erweiterung der Kläranlage

Abb.1: Anlagenüberblick, Erweiterung der Kläranlage 

Abb.2: Schnitt durch das neue Belebungsbecken (Bio 4), 32.000 m³ Volumen

Abb.2: Schnitt durch das neue Belebungsbecken (Bio 4), 32.000 m³ Volumen

 

 Team, Zeitplan und Kosten

Die Umsetzung des Projektes erfolgt in Zusammenarbeit mit der Ingenieurgemeinschaft SAG – Vatter (Süddeutsche Abwasserreinigungs-Ingenieur GmbH aus Ulm und Vatter & Partner ZT – GmbH aus Gleisdorf) als Generalplaner, sowie dem Ingenieurteam TDC-SKD ZT GmbH aus Fürstenfeld, in Kooperation mit dem Büro Dr. Lengyel ZT GmbH aus Wien, als Örtliche Bauaufsicht

Sämtliche Umbaumaßnahmen sollen bau- und anlagentechnisch von Jahresmitte 2025 bis Ende 2028 umgesetzt werden. Für das Projekt sind Gesamtkosten von 83 Mio. Euro vorgesehen.

Somit entsteht in Graz eine der modernsten und sichersten Kläranlagen Österreichs! 

  

Einzugsgebiet und historische Entwicklung 

In der Kläranlage der Stadt Graz wird das Abwasser aus der Stadt Graz, sowie aus den Umlandgemeinden Stattegg, Weinitzen, Kainbach, Hart b. Graz, Raaba-Grambach, Hitzendorf und Thal bei Graz gereinigt. 

 

Abb.3: Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Graz

Abb.3: Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Graz

 

Meilensteine 

1974                      1. Reinigungsstufe (Mechanische Reinigung)

 

1979                     2. Reinigungsstufe (Biologische Reinigung, Kohlenstoffentfernung) 

 

1985                     Errichtung von 2 Vorlagebehältern zur Schlammentwässerung 

 

1999                     Anpassung an den Stand der Technik: Erweiterung Biologische Reinigung

 

2007                    3. Reinigungsstufe (Stickstoff und Phosphorentfernung)

 

2016                     Errichtung einer Wasserkraftschnecke im Auslauf zur Energiegewinnung

 

2025 – 2028       Erweiterung und Anpassung der Kläranlage